Wer heutzutage vom Tuten und Blasen keine Ahnung hat ...

... muss darum nicht zwingend ungeignet sein für die Mitgliedschaft in einem Blasmusikorchester, kann er doch sehr wohl 'ins selbe Horn' wie seine Mitstreiter oder ihnen gar recht ordentlich 'den Marsch blasen'.
Und sich zudem trösten, sieht er sich doch als solcher zumindest seit dem 16. Jahrhundert in guter - oder sollten wir eher sagen belächelnswerter? - Gesellschaft ...


Denn seit diesem längst verflossenen Zeitabschnitt ist die überschriftgebende Redewendung bezeugt. Und wenn etwa bereits Eucharius Eyering (Proverbiorum Copia, 1601) meint: Er kan weder thuetten noch blasen, dann ahnen einige unter euch, werte Leser, dass er dabei an etwas anderes denkt als an die Eingliederung eines solcherart Beschriebenen in das gesellige Zusammenspiel lustiger Musikantengesellen.
'Wie das?', mögen nun vielleicht die anderen fragen. Ist denn das 'Blasen' nicht die Tätigkeit des braven Hornisten und des gewichtigen Tubaspielers? Oder jene des überirdische Höhen erklimmenden Trompeters und des geschmeidigen Posaunisten. 'Geschmeidig, hihi ...', hören wir schon einige Wenige kichern, '... gibt's da nicht noch andere Bedeut...' Halt! Unverzüglich halt, unterbrechen wir solch schurkisch-schmutzige Gedanken! Denn schließlich ist hier ein seriöser Ort, an dem auch unverdorbene Jugend und anderes ordentliches Volk umtriebig seinen Wissensdrang stillen soll, ohne solcherart doppeldeutigen Schlüpfrigkeiten zu begegnen ...

Zudem bezeichnet das Blasen - um der Redewendung wissenschaftlich fundiert an den Kragen zu gehen - ursprünglich eindeutig das kräftige Ausstoßen der Luft beziehungsweise ein starkes Wehen des Windes; so bezeugt schon im althochdeutschen 'blasan', wo es zudem sinnverwandt noch für 'atmen, schnauben' stehen kann. Und weil die (Blech-)Bläser bekanntermaßen einen recht kräftigen Atem zum Spiel ihrer Instrumente benötigen, ist 'blasen', wie's uns scheint, recht bezeichnend gewählt für ihre Tätigkeit.

Tuten (mhdt. tuten) meint hingegen lautmalend 'einen lauten, dunklen Ton hören lassen' oder, folgerichtig, auch ein Signalhorn blasen und somit kräfig Schall zu erzeugen (mhdt. 'ertiuten': erschallen).

Warum aber ist nun mit dem 'Tuten und Blasen' sprichwörtlich etwas ganz anderes gemeint sein als die angesprochene Art der Tonerzeugung? Denn ihr wisst es ja längst: Vom Tuten und Blasen keine Ahnung zu haben, das meint, nicht den geringsten Durchblick zu besitzen. Unfähig zu sein (und, damit vielleicht ein bißchen mitschwingend, nicht einmal das zu kapieren ...)

Woher aber nun rührt tatsächlich die Bedeutung der Redewendung? Nun, wiewohl wir abends, mit dem Bier in der Hand, bei der ungläubigen Zurkenntnisnahme manch politischer Entscheidungen in den Nachrichtensendungen, dazu neigen, manch einer der darin auftretenden Persönlichkeiten genau das zu attestieren von dem hier die Rede ist, nämlich keine Ahnung vom Tuten und Blasen zu haben (und dabei vielleicht sogar noch 'kalt und warm aus einem Maul zu blasen'), reicht die negative Sinnzuweisung wohl weiter in die Vergangenheit zurück - ein Beweis mehr, wie wenig sich die Menschheit in manchen Belangen doch im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.

Es sollen nämlich zwei wenig geachtete Berufsstände gewesen sein, die mit für sie charakteristischen Tätigkeiten dafür verantwortlich gezeichnet haben. Sowohl der Hirte wie auch der Nachtwächter nutzten nämlich das Horn; ersterer zum Locken seines (Rind-)Viehs, letzterer zum Alarmieren des friedlich schlafenden Stadtvolkes im Falle eines Brandes oder anderer Gefahren. Und weil man meinte, für die Ausübung dieser Berufe bräuchte es nicht viel mehr als nur die Augen aufmerksam offenzuhalten und im richtigen Augenblick das Horn zu blasen (heutzutage würden wir wohl von einem wenig anspruchsvollen Arbeitsprofil sprechen) , musste wohl einer, der nicht einmal dazu fähig war, der also nicht einmal richtig Tuten und Blasen konnte, ein ausgemachter Dummkopf sein.

Eine anderer Erklärungsversuch nimmt das typische Erscheinungsbild des Nachtwächters, wie er seinen Zeitgenossen erschienen sein muss, als Ausgangspunkt: Durch seine nächtliche Tätigkeit bedingt, war er wohl tagsüber recht oft übermüdet - und muss daher bei plötzlicher Ansprache auch oft genug begriffsstutzig und etwas langsam gewirkt haben. Was wir von Sælde und êre durch manch Selbstversuch durchaus bestätigen können: Spät heimgekommen und früh geweckt, da haben schon ganz andere als wir 'aus dem letzten Loch geblasen' (ohne dazu zwingend eine Flöte besitzen zu müssen) ...

Seid getröstet: Ist es nämlch einmal so weit, braucht man darob nicht allzusehr 'Trübsal zu blasen': Ein wenig Schlaf, möchten wir jetzt mit jenen Medizinern, die dies empfehlen, 'ins selbe Horn stoßen', reicht aus - schon sind Welt- und Kopfschmerz 'wie weggeblasen' ...
(Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html)

Egal, mit wem du unter einer Decke steckst, musst du dich stets nach derselbigen strecken, ...

... denn ansonsten kann es schnell vorkommen, dass dir um Füße und Zehen ein eisiger Nachtwind weht. Doch erfahrene Leser unserer Wissensrubrik ahnen längst, dass hinter dergleichen Formulierungen meist mehr steht als nur der wörtliche Sinn - handelt es sich doch bei der Aussage, man habe sich 'nach der Decke zu strecken' wieder einmal um eine alte Redensart, die uns, bezugnehmend auf einstige Sitten, Vernunft anmahnen und belehren will.

Vorab sei aber allen jenen - vorwiegend groß gewachsenen - Zeitgenossen, denen Stund um Stund die Decke ihres viel zu engen Zimmerchens auf den Schädel zu fallen droht, Folgendes gesagt: nicht jene harte, steinerne Begrenzung ist gemeint, gegen die euer Kopf stets zu stoßen droht, nein, wir sprechen hier von der gänsedaunengefütterten, wohlig weichen, kuschelig unsere müden Gliedern schmeichelnden Bettgenossin, in deren wärmender Umarmung wir des Winters Härte vergessen.

Doch ach, wenn ihr arme Schlucker seid, Hungerleider, deren Decke nicht aus Seide ist, deren Fülle nicht auch Schnatterflaum, und ihre Größe dergestalt, als wärt ihr mit ihr schon vier Mal vor die Stadt geritten, um sie mit scharfem Schwert zu zerteilen und mit dem dortigen Bettelvolk christlich zu teilen. Dann nämlich kann euch geschehen, wovor schon Thomas Murner in seiner 'Narrenbeschwerung' zu warnen weiß:

'...
 Des nym war vnd acht der decken,
 Das du dich wißt darnach zu strecken.
 Es stundt gar kalt in dynem huß,
 Streckstu die füß zur decken vß. ...'


Wie jedes Sprichwort, vermittelt uns jedoch auch dieses eine tiefere Bedeutung - denn es meint uns, wir möchten nicht über unsere, vielleicht bescheidenen, Verhältnisse leben - eine Weisheit, die wohl in allen Epochen ihre Gültigkeit hatte und noch haben wird. Wie immer im Leben wird sich der Reichem jener, der eine große Decke besitzt, ungehemmt räkeln und strecken können, während der mit der kleinen sehen muss, wie er alle Glieder unterbringt, ohne dass ihm der Frost daran nagt ...

Apropos Bettgenossin: Wenn ihr nun fragt, ob nicht ein süßes Mägdelein in langen Nächten den Raureif zu vertreiben vermag, indem ihr zu zweien 'unter einer Decke steckt', dann lasst euch gesagt sein, dass solch Unterfangen ein ohnehin schmales Tüchlein nochmal enger werden lässt. Doch wir wollen's euch nicht verwehren; ...

... allenfalls ein wenig warnen. Rührt doch letzteres geflügelte Wort von einem vielerorts geübten mittelalterlichen Brauch, der uns in Retrospektive sehr romantisch anmutet: Nachdem nämlich die frisch Vermählten mehr oder weniger ungeduldig den festlichen Tag überstanden hatten, wurden sie des Abends von Eltern, Verwandten und Vertretern des Klerus zum ehelichen Bett geleitet und dorthinein gebettet und zugedeckt ... samt Segen und wohl auch einigen guten Ratschlägen der Muhmen, Basen und Vettern (wozu hat man schließlich die liebe Verwandtschaft ...)

Unter einer Decke stecken, meint also zuerst (Aufgehorcht, ihr Schurken!!) die liebe Ehegemahlin! Mit ihr 'im Bunde sein' - später aber auch, mit anderen sich gleichgesinnt zu wissen und zu vertragen. Wissen doch auch die höfischen Epen von der Übernachtung der Helden zu zweien im Bett, dann, wenn es galt, großen Trupps Gastfreundschaft zu gewähren, sie zuerst zu verköstigen, zu unterhalten und anschließend zur nächtlichen Ruhe zu betten (tunlichst fernab der eigenen Töchter).

Galt es dann zwar vielleicht, heldenhaft das ritterliche Schnarchen an der Seite zu ertragen, blieb doch die rechtliche Konsequenz aus, welche die erste Nacht im gemeinsamen Bett mit der Frischangetrauten mit sich brachte. Denn viele Rechtsregeln und -sprüche aus alter Zeit verdeutlichen, wie erst diese gemeinsame 'im Bett liegen' als Beginn der Ehe mit allen rechtlichen Folgen aufgefasst wurde:

'Ist das Bett beschritten, ist das Recht erstritten', schreibt Pistorius. Und der Sachsenspiegel klärt uns folgendermaßen auf: 'it wif trit in mannes recht, swenne si in sin bede gat', also tritt die Vormundschaft des Gatten über seine Frau erst mit dem Betreten des Bettes in Kraft ... hmm, und heute ... Vormundschaft des Mannes, sobald er und sie ... aber gut, das ist wieder eine andere Sache ...
Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html

Wenn einer, dem etwas über die Leber gelaufen ist, deswegen etwas auf dem Herzen hat ...

... dann muss es sich dabei nicht zwingend um ein bedauernswertes Unfsallopfer handeln, dem, ob des Anblicks der vielen großen und kleinen Krabbeltiere, die sich anschicken, seinen geöffneten Bauchraum zu inspizieren, die Aufregung im Zusammenspiel mit einem angeborenen Herzleiden Ungemach bereitet.

Denn, es handelt sich bei obigen Formulierungen, wie du, erfahrener Leser, längst schon erahnen wirst, wieder einmal um Redensarten, die, in alte Zeiten zurückreichend, meist nicht wörtlich zu nehmen sind.


Doch diesmal wollen wir uns nicht einem einzelnen solchen Spruch widmen, sondern einer ganzen Gruppe davon, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie sich unserer Innereien annehmen. Ihr wisst schon, das sind diese glitschigen Dinger, die wir inwendig stets mit uns herumtragen, deren Anblick in manchem (oder mancher) sogar Ekel auslöst - die uns aber ungeachtet ihres Aussehens einigermaßen nützlich sind, wie ich mir von einem befreundeten, sehr kompetenten Medizinstudenten versichern ließ.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass man im medizinischen Bereich sehr sorgsam sein sollte mit der Auswahl seiner Berater und Ärzte, ja, dass man einen solchen zuerst 'auf Herz und Niere prüfen sollte', ehe man sich unter die Obhut seiner Skalpelle begibt. Das scheint uns nur recht zu sein, wo doch schon die Bibel erwähnt, dass der Herr selbst - '... der du die Gerechten prüfst, Nieren und Herz durchschaust ... (Jeremia, 20,12)', solches betreibt, ja nachgeradezu dazu aufgefordert wird, solches zu tun : 'Prüfe mich, HERR, und erprobe mich, erforsche meine Nieren und mein Herz! (Psalm 26,2)'.


Doch halt, entgegnen wir jenen unter euch, die jetzt meinen, den Herrn solcherart mit ihrem Internisten vergleichen zu dürfen, wo doch jener genau das selbe mit ihnen betreibt. Das ist natürlich im Alten Testament so nicht gemeint. Ehrlich, bei solchen dümmlichen Interpretationen geht uns stets 'die Galle hoch'! Man muss schon ein wenig genauer in die Texte hören, nicht bloß sie wortwörtlich auslegen.

Doch was könnte die Ursache sein, unsere inneren (und nicht nur die) Organe so häufig in Verbindung gebracht zu sehen, mit Empfindungen wie Liebe, Mut, Ängstlichkeit? Nun, einerseits wissen wir selbst, wie sehr uns dauernder Ärger 'an die Nieren gehen kann', plötzlicher übermäßiger Stress unser Gedärm beunruhigen und Liebeskummer (ja, ja, wir erinnern uns - irgendwann im letzten Jahrhundert - oder war's früher?) unser Herz schier zum Bersten ... Und dass der Volksmund ein feiner Beobachter und auch veritabler (wenn auch nicht immer feinzüngiger) Formulierer solcher Zusammenhänge sein kann, durften wir ja schon in mehreren Beiträgen verdeutlichen (Die ewigen Nörgler, die das bestreiten wollen, sollen uns jetzt nur nicht 'auf den S*ck gehen' mit ihren Einwänden!)

Andererseits reicht manches davon ins Mittelalter und darüber hinaus zurück - wir haben ja bereits biblische Zitate angeführt. Aber auch - wie auch nicht - griechische Einflüsse finden sich, Galen und die Viersäftelehre, Aristoteles, ... - welche den verschiedenen Organen Empfindungen zuweisen. Dies durchaus nicht in übereinstimmender Weise (war doch etwa nach platonischer Ansicht das Gehirn Ort des Denkens während Aristoteles für das Herz plädierte ...). Wir modernen Romantiker würden vielleicht den Streit salomonisch so entscheiden, als dass wir dem Gehirn zumeist den Vorrang gewähren - außer in jenen (Liebes-)Situationen in den das Herz (sprich die Gefühle) die Führung übernehmen. Manchmal unter Ausschaltung des Intellekts ....

Um vielleicht speziell auf das Mittelalter zu sprechen zu kommen: Dem galten etwa die Nieren (wie allgemein die Innereien) als Heimat der Gemütsbewegungen (so sagt etwa Luther 'Meine Nieren sind froh' - und meint damit seinen Gemütszustand und nicht die beiden Filterteile ...). Insbesondere hielt man sie aber auch (zusammen mit den äußeren Änhängen, die als Fortsetzung galten) als Verortung des Geschlechtstriebes.

Die Leber wiederum wurde in Antike und Mittelalter als Sitz der Lebenssäfte und damit verbunden der Temperamente verstanden. Insbesondere des Zorn! Damit verstehen wir, was es damit meint, wenn uns etwas 'über die Leber läuft'. Da hilft dann nur 'frei von der Leber weg herauszubrüllen', was einem die Galle staut um so 'dem Herzen Luft' und den Gedärmen Ruhe zu verschaffen.

Im Herzen schließlich waren solch Eigenschaften wie Mut und Treue aber auch Zweifel angelegt - darum finden sich in den mittelalterlichen Romanen und Mären auch Liebende, die soweit gehen, um sich ihrer ewigen Treue durch den Tausch ihrer Herzen (autsch!!) zu versichern. Klingt logisch, wenn man aristotelisch das Herz als Sitz der Persönlichkeit betrachtet. 'Dein Herz gewinnen' meint dann auch etwas mehr als nur die Zuneigung ...

Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html

das hat Hand und Fuß, ...

Die Hand, das wichtigste Werkzeug des Menschen! Mit ihr lässt sich greifen, festhalten, zärteln und liebkosen. Mahnen, drohen, stoßen. Schlagen und verletzen. Töten. So wichtig ist sie, dass sich das in einer Fülle von Sprichwörtern und Redensarten ausdrückt, einer Fülle, die wir unmöglich in einem Artikel auch nur ansatzweise behandeln können. Dennoch wollen wir etwas, das uns allen so wichtig ist, nicht unter den Tisch fallen lassen (horch, horch - wiederum eine alte Spruchweise ...).

Damit aber Hand und Fuß bekomme, was wir hier auf begrenztem Raum beschreiben, wollen wir heute einen einzigen Spruch herausgreifen, die anderen aber - so sei beruhigt - nicht auf ewig verwerfen, sondern nur auf ein Späteres verschieben. Welchen nun? Ja doch, genau jenen, in dem wir uns wünschen, dass etwas  'Hand und Fuß besitze', womit wir Heutigen eine wohldurchdachte Absicht oder Tätigkeit meinen. Oder aber auch eine Sache, der nichts Wesentliches fehlt, an der also alles Wichtige (noch) erhalten ist.
Was immer er macht, es hat Hand und Fuß - das meint uns den Handelnden als planvoll vorgehenden Akteur, dem man sich gerne anvertraut, ja, dem man vielleicht sogar geneigt ist, das eigene Schicksal  'in die Hand zu legen.' Aber halt, halt, Letzteres führt uns für dieses Mal bereits zu weit. Hand und Fuß soll's an dieser Stelle haben, was im ursprünglichen Sinne soviel bedeuten könnte, wie komplett, also ganz und unbeschadet zu sein; zumindest ließe sich solches vermuten.

Und, ist's denn wirklich so? Ja und nein. Wie das, fragt ihr? Nun, wenn wir der Vermutung folgen, der alte Spruch habe mit den Gepflogenheiten jener Zeit zu tun, in der die rechte Hand und der linke Fuß von essentieller Bedeutung waren für den waffenfähigen Herren, dann genügten ebensolche Gliedmaßen, um ihn als kompletten Kriegersmann gelten zu lassen - die Rechte, zum Führen des Schwertes benötigt, der linke Fuß, um in den Steigbügel zu steigen und derart aufzusitzen. Andere Details - die Linke, der rechte Fuß, Nase, Ohren, Kopf? Allemal nicht so wichtig ...

Demzufolge galt dem mittelalterlichen Denken das Abschlagen der rechten Hand und des linken Fußes als eine besonders schlimme Bestrafung - erst ihr Fehlen 'verstümmelte' den Kriegersmann, wurde ihm doch damit die Wehrfähigkeit genommen. Und Linkshänder? Denen würden wir für solch einen bedauernswerten Anlass empfehlen: Mund halten und nichts verraten ...

Der Zwergen König Laurin übrigens - wir erinnern uns, mit dem hatte der wackere Dietrich von Bern einiges Ungemach - wusste jene Übeltäter, die so ruchlos waren, ihm die Rosenblüten im gleichnamigen Garten zu zertrampeln, mit dem Abschlagen von Gliedmaßen zu bestrafen - nämlich mit dem der - erraten! - rechten Hand und des linken Fußes. Recht so - die armen gebrochenen Rosen!

Und auch Wernher der Gärtner weiß in seinem  'Meier Helmbrecht' von einem Henker zu berichten, der von einem ihm zustehenden Recht, einem von zehn Verurteilten das Leben zu schenken, Gebrauch macht. Ein erster Anflug von Art humanen Strafvollzug also? Nicht wirklich, denn er bestraft den solcherart erwählten 'glücklichen' Helmbrecht für seine Untaten folgerichtig damit, dass er ihn, der sich in seiner Maßlosigkeit zum (Strauch-)Ritter emporschwingen wollte, Hand und Fuß abhaut, ihn also für alle Zeit zum Waffenunfähigen macht.

Wie man sieht, hatte des Scharfrichters Tun durchaus Hand und Fuß - zumindest wenn man das Denken seiner Zeit zugrunde legt. Wer also nicht so enden möchte, wie der arme Meierssohn, der sollte tunlichst keine reichen Pfeffersäcke und einfachen Bauernleut' plündern, sondern zum Erwerb des täglich Brotes lieber die  'eigen Hand und Fuß regen', was soviel meint, wie fleißig zu sein.

Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html

Zittern wie Espenlaub ...

Da sitzen wir nun und zittern und von vielerlei Art können die Gründe dafür sein: Die Kälte, die der Winter ins Land treibt, wäre zu nennen; die Angst, nachdem wir uns an schaurigem Schauspiel ergötzt haben und anschließend, in der Stille der Nacht, jede Diele knarren hören; Ungeduld, die uns eine Sache kaum erwarten lässt. Ärger und Zorn vielleicht, wenn sie nur heiß genug in uns kochen ...




Ist dieses Beben ausnehmend stark, dann sagen wir, der Bemitleidenswerte 'zittere wie Espenlaub', und wir meinen damit auch, dass er gar nicht mehr lassen kann davon; manchmal sind dann sogar noch weitere Begleiterscheinungen damit verbunden - Zähnenklappern etwa, oder das nervöse Beknabbern der Nägel, Erbleichen, und dergleichen Erbaulichkeiten mehr. Das Französische, das die Wendung ebenfalls kennt, spricht etwas unbestimmter vom 'zittern wie ein Blatt.'.

Bereits in der Bibel findet sich häufig die Wendung  'mit Furcht und Zittern', welche uns zeigt - ähnlich wie der gebräuchliche Ausdruck 'mit Zittern und Zagen', der auf die Lutherübersetzung zurückgeht - wie sehr das Zittern schon frühzeitig mit Angst assoziiert wurde. Wohl aus ureigener menschlicher Erfahrung. 'Ich kann nicht so schnell zittern, wie ich friere' hat dagegen eindeutig mit dem Kälteempfinden zu tun.

Der Zusammenhang des menschlichen Zitterns mit dem nervösen Rascheln des Laubes bei Wind, ist eine zu natürliche Assoziation, als dass sie die naturverbundeneren Menschen der Vergangenheit nicht benutzt hätten. Und so muss das Blatt auch in der mittelhochdeutschen Literatur schon früh dafür herhalten, um körperliche, aber auch mentale Zustände zu beschreiben: 'der vierde ..., der bidemt vor girde als ein loup' Einen Bauern, den der Helmbrecht eins beraubt hatte, lässt der Autor Wernher der Gärtner aus lauter Gier nach Rache zittern wie Laub, als sich ihm die Gelegenheit zur Revanche bietet.

Und der Zusammenhang mit der Espe? Auch der findet sich bereits im Mittelhochdeutschen, wenn etwa die Grimms in ihrem Deutschen Wörterbuch eine Quelle folgendermaßen zitieren: 'er bibent unde wagente vor sorgen als ein espin loub' (er bebte und wurde erschüttert vor Angst wie ein Espenlaub.) Oder, einer späteren Epoche zugehörig, den Prediger Mathesius (1562): 'der engstiget und förchtet sich und erschrickt vor einem rauschenden blat oder bebet on underlasz wie ein espenlaub'.


Was aber trieb unsere Vorfahren, der Espe solcherart zum geflügelten Wort zu verhelfen und nicht einem andern Baum? Wohl die besondere Beschaffenheit ihrer Blätter; mit einem langen Stiel ausgestattet, sind sie dafür verantwortlich, dass die Espe beim leisesten Luftzug schon zu zittern beginnt, dann, wenn in allen anderen Wipfeln noch Ruh' ist. Nicht umsonst wird sie, die zur Familie der Pappeln gehört, auch als Zitterpappel bezeichnet.

Doch halt - den Stiel und die besondere Beschaffenheit der Blätter als Grund für das Zittern der Pappel zu nennen, ist natürlich Unsinn. Der wahre Grund liegt tiefer und führt weiter in die Vergangenheit zurück. Und hat mit dem Kreuzestod Christi zu tun! Was genau, darüber sind sich die regionalen Erzählungen allerdings nicht einig.

Heißt es einerseits, die Espe zittere, weil sie die Kreuzigung miterleben musste, meinen andere Überlieferungen, sie habe dies als Strafe zu ertragen, weil sie sich als einziger Baum dem Leiden Christi gegenüber teilnahmslos gezeigt habe, während alle anderen Bäume bebten. Aber auch Mutmaßungen, ihr Zittern rühre davon, dass sich der Verräter Judas an einer Espe erhängt hätte, oder gar davon, dass das Kreuz des Herrn aus ihrem Holz gefertigt gewesen wäre, finden sich.

Wer allerdings jetzt, wo es doch schon Psychiater gibt, für den empfindsamen Mann, der schon gerne mal eine Träne vergießt, ebenso wie für stets missverstandene Frauen, für das hausübungs- und auch sonst gestörte Kindlein und auch für den liebeskranken Pudel, wer jetzt also gram vor Mitleid nach einem Baumpsychologen ruft, für das solcherart schlimm und stets gebeutelte Esplein, der tut so, als wolle er 'der Espe das Zittern lehren' - also unnütz. Schließlich gehen Bäume nicht zum Psychiater!

Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

Den Stab über jemandem brechen, ...

... das bedeutet auch heutzutage noch kaum Gutes für den Bedauernswerten, dem das Schicksal widerfährt, solcherart beurteilt zu werden. Früher jedoch, in den Zeiten mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Gerichtsgebarung, waren damit bedeutend mehr und auch tief greifender Unannehmlichkeiten verbunden - zumindest für den Angeklagten, der sich einer Gerichtsverhandlung zu unterwerfen hatte. Denn auf den Gerichtsvollzug geht diese Redensart zurück.

Gesten und Rituale und die zugehörigen Objekte waren für die mittelalterliche Herrschaftspraxis von großer Bedeutung; der Mensch dieser Zeit war visuell geprägt und sollte und wollte durch Symbole - seien es nun Handlungen oder materielle Dinge - beeindruckt werden. Ein solcher zeichenhafter Gegenstand, der ein Amt und die damit zugehörige Gewalt des Trägers verkörperte, war der Stab.

Wir finden ihn im Krummstab der Bischöfe; dieser sollte ja nicht nur Ausdruck für die Macht seines Trägers sein, sondern diesen auch daran erinnern, sich seines Amtes würdig zu erweisen. Das kaiserliche und königliche Zepter stellt die hochrangige weltliche Ausformung dar; aber auch andere hohe Würdenträger, Herzöge, Fürsten und Landesherren, können Stabträger sein. Herolde und Boten konnten einen Stab mit dem Zeichen ihres Herren mit sich führen, als Ausweis für ihren Auftrag.

Auch militärischen Führern wurde der Marschall- oder Feldmarschallstab zum Abzeichen der ihnen übertragenen Gewalt. Ihre Berater bildeten den Generalstab, aber nicht nur dessen Mitglieder konnten  'Schulden haben wie ein Stabsoffizier'.


Am augenfälligsten tritt uns der Stab möglicherweise im Rechtswesen entgegen, wo er als Richterstab Verwendung findet. Letzterer steht für die Tugendhaftigkeit und Gerechtigkeit des Richters, und er ist es auch, der zur titelgebenden Redensart Anlass gegeben hat.

Um Recht zu sprechen, benötigte der Richter den Stab, eines der ältesten germanischen Rechtssymbole, das wir kennen; dieser ist Ausdruck der ihm verliehenen Macht zur Rechtsprechung. Folgerichtig hat ihn der Richter während der gesamten Dauer der Gerichtsverhandlung in der Hand zu halten.


Mit ihm wird die Verhandlung eröffnet ( 'Da ich mit gewaltigem Stab zu Gericht saß ...', beginnt manche Urkunde), auf ihn ist zu  'staben' oder an  'an den Stab zu geloben' (vergleiche Wolframs Parzival:  'sus stabt er selbe sînen eit' ), also der Eid zu leisten, während er berührt wird.

Und schließlich wird dem zum Tode Verurteilten der Stab über dem Haupt zerbrochen ( 'Nun helfe dir Gott, ich kann dir nicht ferner helfen') und vor die Füße geworfen; heutzutage meint  'den Stab über jemanden brechen', sich ein - vielleicht zu hartes - abschließendes Urteil über ihn zu bilden, was aber immerhin noch erträglicher sein dürfte als die ursprüngliche Gebarung.

Aber auch solche Redensarten wie  'Soweit der Stab zu gebieten hat, ist ein rechtes Gericht' und  'Wen der Stab begreift, der wird antworten' (was meint, dass der vor Gericht Geladene die Pflicht hat, zu erscheinen), zeigen die enge begriffliche Verbindung des Stabes zur Gerichtsbarkeit.

Der ursprüngliche Richterstab war aus Holz, bevorzugt aus dem der Hasel, aber auch Ahorn, Kirsche oder Nuss fanden Verwendung. Möglicherweise wurde er anfangs für jede Gerichtssitzung neu geschnitzt - zumindest war das nach jedem Zerbrechen nötig. Aus der späteren Neuzeit sind kunstvoller ausgeführte Stäbe erhalten; gedrechselt, mit Knäufen und Kugeln, manchmal auch mit Vergoldungen und Silberbeschlägen versehen, konnten sie auch Namen, Wappen und andere figürliche Darstellungen tragen, die mit dem Thema Gerechtigkeit zu tun haben.


Einen solchen Stab zerbricht man nicht mehr gerne. Daraus lässt sich aber nicht automatisch folgern, dass deswegen weniger Todesurteile ausgesprochen wurden; angenommen wird, dass einfache Ersatzstäbe für das Zeremoniell herhalten mussten. Wie tröstlich ...

Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

Jemandem auf den Leim gehen, ...

... das kann man heutzutage, in Zeiten von Investmentberatern, selbsternannten Experten (Schul-, Wirtschafts-, Finanz- und dergleichen mehr ...), Politikern, die um unser Wohl besorgt sind, und redegewandten Staubsaugervertretern schnell einmal; und das alles, obwohl die bezeichneten Berufsgruppen (für die selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt) zwar mit viel Überzeugungskraft, manch beeindruckender Statistik und vielen lustig bunten Prospekten arbeiten - aber gar nicht mit Leim selbst ....

Warum bezeichnen wir also jenen unseligen Zustand, wenn wir jemandem 'aufgesessen' sind, als 'auf den Leim gegangen'? Richtig, wie der erfahrene Leser an dieser Stelle es längst erahnt hat, geht diese Redensart, denn um eine solche handelt es sich wieder einmal, auf eine altehrwürdige Tätigkeit (nun ja, Tierschützer würden hier - wohl zurecht - einwenden, als so ehrwürdig könne man diese Tätigkeit wohl auch wieder nicht bezeichnen) zurück, die sich bereits in der Antike nachweisen lässt. Nämlich auf die der Vogelfänger. Und zwar im speziellen Fall auf die Vogelstellerei unter Verwendung von sogenannten Leimruten.

Heutzutage verboten - obwohl dieses Verbot leider noch längst nicht überall eingehalten wird -, funktionierte die Methode derart, dass man eine Rute oder Stange mit einem Leim- oder Pechgemisch bestrich. Wenn sich nun ein unvorsichtiges Vögelchen auf eine solche Leimrute setzte, klebte er fest, war also auf den Leim gegangen und dem Vogelsteller in die Falle.

Den Piepmatz dazu zu bringen, sich am Leim festzukleben, das war die wahre Kunst des Fängers und dazu gab es, abhängig von der gejagten Vogelart, unterschiedliche Methoden. Glück im Unglück hatte der Gefangene, wenn er anschließend sein Leben als Zier- oder Singvogel verbringen sollte; andernfalls blieb ihm nur noch ein kurzes, denn dann landete er auf der Speisetafel.


Einerseits konnte der Vogler versuchen, seiner Jagdbeute durch Berühren (Dupfen)zu fangen. Dazu verwendete er eine lange, zusammengesetzte Rohrstange, deren vorderes Ende einen in Leim getränkten Aufsatz trug. Zu dieser Methode finden sich zahlreiche Belege römischer Autoren (etwa bei Properz, Petronius, Ovid, u.a.;  'harundo'  war die lateinische Bezeichnung der verwendete Rohrstange, die als kennzeichnend für die Berufsgrupp der Vogelsteller galt.) Diese Methode setzte einerseits wenig scheue Vögel als Beute voraus, andererseits die Möglichkeit für den Jäger, sich in der Nähe der Vögel zu verbergen.


Andererseits konnten zur Jagd mit der Leimrute Lockpfeifen, die Vogellaute nachahmten, oder auch Lockvögel selbst verwendet werden, die, in Käfigen postiert oder mit Riemen am Fuß an Äste gefesselt, allzu neugierige Artgenossen in die Nähe der leimbestrichenen Ruten bringen sollten. Mithin verwendete man auch Raubvögel als Lockmittel, welche die aufgebrachte Vogelschaft zu vertreiben suchte. Oder man lockte einen Fressfeind an, der sich im Köder leichte Beute erhoffte - und sich schlussendlich schwer getäuscht sah. In allen Fällen war nur ein Fehltritt vonnöten um dem Vogler auf den Leim zu gehen ...

Auch bestand die Möglichkeit, dem Lockvogel, der an langer Schnur gebunden war, eine kleine Leimrute selbst anzubringen ('Finkenstich' ). Stürzte sich ein Jäger auf diese vermeintliche Beute, war es um ihn geschehen. Unsere Märchen, etwa jenes von der goldenen Gans, an der alle, die sie berühren, festkleben, bewahren noch ein Andenken an diese Methode.

Rezepte für die Herstellung eines entsprechend Leimes finden sich auch. Der lieben Tiere (und unserer blutrünstigen Leserschaft) wegen, wollen wir auf hier auf eine genaue Anleitung zur Erzeugung verzichten - schließlich kann man heutzutage das Brathuhn bereits günstig und ohne großen Zeitaufwand im Supermarkt erwerben. Nur soviel sei verraten, dass entweder die Schale oder die Beeren der Mistel zur Erzeugung verwendet wurden, eventuell noch unter Zusatz von Mehl und Harz. Aber genug davon ...


Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, dass dem Vogelsteller auch andere Fangmethoden zur Verfügung standen, etwa durch die Verwendung von Fallen ( 'Schlaggarne', Meisenkästen)  und Ködern oder, indem man die Vögel in großflächige Netze oder Reusen trieb. Alternativ konnte man die Netze in bekannte Flugschneisen stellen ... pfui sagen wir da, dies wollen wir heutztage, in Zeiten von gesundem Fast Food und bekömmlicher Tiefkühlnahrung, bei uns nicht mehr sehen. Leider ist diese Methode in manchen südlichen Gegenden immer noch Brauch.


Wir jedoch meinen, bevor ihr euch ein Singvögelchen im Käfig zulegt, mögt ihr lieber die in vielen Städten frei zugänglichen Bestarien besuchen oder aber euch selbst ein fröhliches Liedlein pfeifen, wann immer euch danach ist. Eure Lieben und Nachbarn werden es euch herzlich danken ...
Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

Jemandem einen Korb geben, ...

... und das richtig, solches will gelernt sein.
Davon weiß gewisslich auch manch Mägdelein, manch Galan aus unserer getreuen Leserschaft ein leidvolles Liedlein zu singen.

Denn die Abfuhr in Liebesdingen - das nämlich ist gemeint, wenn wir davon sprechen 'einen Korb zu geben' - soll nicht zu unfreundlich und niederschmetternd ausfallen; schließlich sollen die Ambitionen der hoffnungsvollen Bewerber nicht derart zertrümmert werden, als dass sie allenfalls noch Tonsur und den Gang ins Kloster als verbleibenden Lebensweg ansehen.




Andererseits mag eine zu freundliche Darlegung des abschlägigen Bescheids zu Missdeutung und weiterer aggressiver Bewerbung führen.


Ein Blick zurück in alte Zeiten, mag alles noch viel verwirrender erscheinen lassen. Denn damals - mag man mittelalterlichen Abbildungen trauen - war es anscheinend nicht unüblich, dem Liebsten, der heimlich unter dem Turm stand, einen Korb hinabzulassen, um ihn anschließend darin zu sich hochzuziehen. Nicht umsonst spricht der Volksmund: 'Zuerst die Arbeit, dann erst das Vergnügen.' Wie wahr, wie wahr! Merken wir hier an: Ursprünglich war's also fürs Erste gar nicht schlecht, einen Korb zu bekommen.

Einen Korb geben - ursprünglich nicht unbedingt etwas Negatives; hier wird Herr Kristan von Hamle hochgezogen, Cocex Manesse, erstes Viertel 14. Jhdt.


Aber Vorsicht, warnen wir, ehe zu früh euch der Jubel übermanne - denn erstens, das Stelldichein soll heimlich verbleiben, niemand es bemerken. Allzulautes Frohlocken könnte euch um das Kosen bringen und um das Schmeicheln, dafür aber eine Menge Pech einbringen - wortwörtlich. Außerdem, werdet ihr, die ihr immer fragt, nun wissen wollen, wie denn das zarte Mägdelein soch ein herrliches Mannsbild wie ihr eines seid, dereinst überhaupt hätte hochziehen können?

Nun, wenn denn das Fräulein - wir behalten die Verkleinerungsform bei; ganz bewusst entsprechen wir nicht zeitgeistigen Strömungen, die uns dies verbieten wollen - schließlich ist das 'frowelin' dutzende Male in mittelhochdeutschen Texten zu finden -, wenn also dieses süße Objekt manch literarischer Begierde nicht gerade tägliche Übungen im Speer- und Steinewerfen und im Ringen getrieben, dann hat sie wohl eine Winde für ein erfolgreiches Stelldichein benötigt. Alternativ zum Korb am Seil - so schon gehört - konnte auch langes Haar herhalten; nur, wer will schon warten, bis es endlich lange genug?

Also wären wir wieder bei der Winde, wie sie etwa die Manesse'sche Handschrift zeigt. Gut, wenn das Kämmerchen der Jungfrau solch eine praktische Ausstattung aufbieten kann, gut, wenn der Korb herabgelassen ist. Und Vorsicht beim Hochziehen, auf dass das Knarren nicht etwa das gestrenge Väterchen aus dem Schlummer reiße ...


Woher kommt dann aber die negative Bedeutung, die wir der Redensart geben? Daher wohl, dass nicht jede Schöne dem Bewerber wohlgesonnen war. Und wenn dann schlechtes Blut herrschte zwischen Mann und Weib, dann konnte es wohl passieren, dass letzteres dem ersteren einen Korb sandte, der den heute gültigen Sicherheitsauflagen bei Weitem nicht mehr entsprechen würde - worin nämlich der Boden listigerweise - und List ist die Waffe der Frau - so gestaltet war, dass er unter dem Gewicht des Liebeskranken durchbrach.


Als Liebhaber durchgefallen , diese Bewertung hat ja auch heute noch einen durchaus unangenehmen Beigeschmack - damals war es dann durchaus wörtlich so zu verstehen. Womit wir der Sache Korb gleich eine zweite Redensart zuordnen konnten. Denn wer wüsste sonst, warum man bei einer Prüfung ausgerechnet durchfallen könnte ...


Und weil wir schon einmal dabei sind, all die Gemeinheiten zu erwähnen, die dem Fräulein in den Sinn kommen mögen - etwa weil ihr zu Ohren gekommen, dass der Vorstellige bereits alle Türme zwischen Winchester und Akkon bereist -, dann soll auch dies nicht unerwähnt bleiben: Dass nämlich der Liebeshungrige so hoch gezogen werden konnte, dass der Boden fern, das Kämmerchen aber noch nicht nahe genug war, das rachsüchtige Mägdelein aber vorzeitig von der Winde ließ und stattdessen alleine, aber dafür mit jeder Menge Schalk im Herzen, in ihr Bettchen stieg.

Jemanden hängenlassen  nennt sich das, was die Dame uns derart demonstrierte. Werden wir hängengelassen, vom Freund, Vertrauten oder wen auch immer, dann ist das bereits keine feine Sache. Damals aber wurde es peinlich - wenn nämlich der Hahn zu krähen begann und nach und nach das ganze Burggesinde zusammenlief um zu sehen, zu staunen, zu lästern und zu kichern.

Luther übrigens kannte unsere heutige Redensart übrigens in der Form 'durch den Korb fallen' , was unschwer auf die selbe Herkunft schließen lässt. Übrigens findet sich der Korb in vielerlei Brauchtum wieder, so etwa im 17. und 18. Jahrhundert in einer abgeschwächten Form. wenn die Umworbene dem Werbenden als Zeichen der Ablehnung einen bodenlosen Korb ins Haus schickte. So eine bodenlose Gemeinheit  mag er dann gedacht haben - statt froh zu sein darüber, die Nacht nicht mehr in unbequemer Höhe verbringen zu müssen wie voreinst ...
Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

Wenn es wieder einmal darum geht, rechtzeitig zu türmen ...

dann handelt es sich nach unserer modernen Auffassung um einen Vorgang oder eine Tätigkeit, die in der um- kämpften Zeit des Mittelalters, in der die Fehde lange Zeit allseits akkzeptiertes Mittel war um das eigene Recht zu erzwingen und das Verwalten von Gefangenen zum einträglichen Geschäft gehörte, von nicht unerheblicher Bedeutung war. Und zwar für viele der damaligen Zeitgenossen zumindest zeitweilig!

Interessanterweise können wir die Redeweise auf eine von zwei grundsätzlich unterschiedliche Bestrebungen zurückzuführen, die allerdings beide in nicht unerheblicher Weise mit dem Turm zu tun haben. Welche denn nun tatsächlich Sprichwort begründend war? Wer weiß ...

Entsetzt mussten wir erst kürzlich feststellen, dass der Begriff des  Türmens  der ganz jungen Generation kaum noch geläufig ist - wiewohl der Vorgang selbst, etwa nach der kunstvollen und farbprächtigen nächtlichen Gestaltung öffentlicher Gebäude, durchaus noch gebräuchlich ist.

Im Sinne unserer durch und durch puritanischen Bestrebungen altehrwürdige Begriffe der heutigen Sprache zu bewahren und dafür zu sorgen, dass der aktiv gebräuchliche Wortschatz unserer jungen Leser nicht unter die von Entwicklungspsychologen genannte kritische Grenze von durchschnittlich 288,4 Wörter fällt, sehen wir es als unsere Pflicht an, Folgendes zu erklären: Liebe Jugendliche, Türmen, das bedeutet (besser, das bedeutete bis vor ein paar Jahren noch dasselbe wie) 'sich aus dem Staub zu machen' beziehungsweise 'sich über die Häuser zu hauen' oder 'einen Abflug machen' - und war bedeutend kürzer und - wie wir meinen, dementsprechend ele- ganter. Allenfalls 'fliehen' kann da noch mithalten, klingt aber um einiges weniger aufregend.

Wir Alten, deren Geburtsdaten ja fast schon ins Mittelalter zurückreichen, zumindest für jene Generation, die mit Geschichte nicht mehr allzuviel am Hut hat(hmm 'am Hut haben' - wieder so ein geflügeltes Wort), wir Alten kennen solche antiqierte Begriffe natürlich noch. Schließlich unterhalten wir uns ja täglich in diesen längst überkommenen alten Sprachstufen ...

Türmen meint(e) in unserer modernen Zeit also 'sich verdrücken'. Woher stammt aber der Ausdruck ursprünglich? Die Hobbysprachforscher unter uns erkennen natürlich sofort, dass wir es hier irgendwie mit dem Turm zu tun haben. Tatsächlich können fallen uns dazu zwei Erklärungsmodelle ein. Erstens, da gab es in der Burg einstmals den Bergfried, der einst etwa das war, was heutzutage Papa's Arbeitszimmer ist - also das letzte verbleibende Refugium des Hausherrn zum Rückzug. Das rechtzeitige Betreten dieses Plätzchens, also das Türmen war speziell dann eine interessante Option, wenn wieder einmal der missgünstige Nachbar mit seinen missratenen Söhnen, plündernde Bauernhorden oder ein Häuflein Hussiten die Burg mit ihrer Anwesenheit beehrten.

'Rein in den Turm', so könnte man also als möglichen Bedeutungsursprung annehmen. Andererseits: Viele 'Time-Out Zonen' dieser vergangenen Zeitepochen (damals sprach man noch von Verliesen) waren in oder unter Türmen angelegt, auch deshalb, weil die Türme meist mit der dicksten Wandstärke aufwarten konnten, die weit und breit zu finden war. Somit stellten sie einen relativ sicheren Verwahrungsort für eine der einträglichsten zeitgenöss- ischen Kapitalanlageform dar. Wir sprechen vom Pfeffersack oder anderen begüterten Gefangenen, die sich dann häufig nur gegen Bares auslösen lassen konnten.

Dass der schändlich Eingekerkerte bestrebt war, diesen Ort, der meist nur eine Qualitätsminimalausstattung vor- weisen konnte (von wegen Badezuber und drei hübsche Bademädchen), relativ rasch wieder zu verlassen - auch in einer, vom Gastgeber so nicht vorgesehenen Form - ist nur allzu verständlich. Türmen käme also in dieser Form von 'raus aus dem Turm' und entspräche sehr genau unserer heutigen Bedeutung 'fliehen' oder 'sich aus dem Staub machen.'

Dass man früher den Turm häufiger im Sprichwort fand als heutzutage, (etwa  'Große Türme mißt man nach ihrem Schatten, große Menschen nach ihren Neidern'  oder  'Je höher ein Turm, desto näher beim Wetter' ), hat wohl auch mit dem Bedeutungswandel des Turms für das Selbstverständnis zu tun. Der Turm als Machtsymbol für Einzelne hat ausgedient, allenfalls Versicherungen und Banken und dergleichen moderne Raubri .. ähh, wollte sagen dergleichen moderne Institutionen residieren heutzutage wieder in Türmen.
Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

Freut euch, heute lassen wir etwas springen ...

Horcht auf und lasst uns heute von des Weibes und des Mannes Liebstem sprechen, von des Edlen und des Armen, von des Krämers und des frommen Ordensmannes.

Nein, nicht davon, lautet unsere Antwort, wenn ihr denn die Liebe meint und das leibliche Vergnügen; Liebe, ein schönes Thema, fürwahr - aber was die Welten- scheibe wirklich am Rotieren hält, ist nicht sie.

Wie denn auch; schaut in des Volkes Augen, dann werdet ihr ein Leuchten ohnegleichen sehen, wenn ihr ihm vom schweren Taler und vom Pfennig, vom Schilling und vom Heller sprecht.


Also wollen wir uns heute dem lieben Gelde widmen, unserem Kalb, das uns golden, vom Podest herab, sein verführerisches Lächeln schenkt. Nein, werdet ihr euch entrüsten, ihr paar wenigen Romantiker, die ihr die rote Rose und ein Lächeln höher schätzt, die zarte Hand in der euren, den ersten Kuss - nein, der schnöde Mammon ist's nicht wert, an erster Stelle genannt zu sein. Doch, doch - zumindest wenn man dem Mund des Volkes lauscht, und die Anzahl der vielen Redensarten, die um den Gebrauch der begehrten Münzen sich ranken, als Beleg dafür heranziehen mag.
So etwas sieht man immer gerne - den verschwenderisch geöffneten Geldbeutel und die vielen Silberlinge, die nur darauf warten endlich auf den Kopf gestellt zu werden ... 
Einigen von diesen Redensarten wollen wir uns heute widmen, ihren Sinn begreifen, um dann unser - oder lieber noch fremdes - Geld frohen und leichten Herzens  auf den Kopf zu stellen. Die Träumer, die sollen derweil ins Rosengärtlein gehen, mit ihrer Liebsten und sich darein vergnügen wie es ihnen gefällt. Denn für sie ist heute kein Platz bei uns, da wir uns dem kühlen Glanz der edlen Metalle widmen. Die Liebespaare mögen ein andermal hierher wiederkehren ...

Welch schlimme Zeiten haben wir - Finanzenkrise, Inflation, die dem gierigen Fafnir gleich an unserem so schwer Ersparten und Erpressten frisst, mehr aber noch die Schuldeneintreiber des Königs, wollte sagen die Beamten des Finanzamtes, die darüber nachsinnen, wie sie uns armen Reichen, noch das letzte Hemd vom Leibe fressen können. Ja, ja, wer ein reicher Pfeffersack ist, der hat's nicht leicht. Manchmal möchte man mei- nen, in Tagen wie diesen, 's wär besser ein armer Schlucker zu sein um ohne Sorgen zu leben, wie die Vög- lein am Felde, die da nicht säen. Und schließlich, welch Gipfel der Ungerechtigkeit, geht der, der schön schlank geblieben, weil er sein Lebtag lang nichts zu beißen hatte, noch leichter durch das Nadelöhr ins Himmelreich als der, der sich mit ungesundem Cholesterin herumschlagen musste ...

Wir können euch helfen, das ist die gute Nachricht, ihr lieben Reichen, diesen gesegneten Zustand himmli- scher Armut zu erreichen. Sucht uns auf, dann wollen wir mit euch in die Schenke gehen, wo ihr ordentlich  etwas springen lasst, für uns, für den Wirten und all die anderen Gäste. Wenn ihr denn all euer Geld in dieser Weise  auf den Kopf stellt , dann wird euch hernach die Seele leicht sein, ebenso der Beutel, und allenfalls der Schädel etwas brummen.

Und schon haben sie sich eingeschlichen, die ersten Redensarten.  Etwas springen lassen  meint, anderen einen - oder mehrere - auszugeben. Früher nun, als man nur mit Münzen zahlte und nicht mit seelenlosen Scheinen, kam's auf den Gehalt an Gold oder Silber in der Münze an. Und da auch damals manch Schurke die Tavernen durchstreifte, der seine Fälschungen etwa mit Blei versetzte statt mit dem rechten Gehalt an Silber, warf man die Münzen auf, um am charakteristischen Klang ihre Echtheit zu überprüfen.


Sein ganzes Geld  auf den Kopf stellen , da wissen wir, was damit gemeint ist - kein schlechter Rat in Zeiten rasender Geldentwertung. Aber was stellte man auf den Kopf, damit diese Wendung entstehen konnte? Richtig! Mittelalterliche Münzen waren vielfältig; doch zeigten sie zumeist auf einer Seite den Wert an, auf der anderen das mehr oder weniger ansehnliche Konterfei des mehr oder weniger geliebten Landesfürsten. Und beim Bezahlen legte man die Münzen so, dass ihr Wert ersichtlich war - man legte oder stellte sie auf den Kopf und des Fürsten Lächeln verschwand.


Solltet ihr die Absicht haben, nach dem Lesen dieses Artikels, etwas Schlechtes darüber zu verlautbaren, dann werden wir es euch  mit gleicher Münze heimzahlen , das heißt, wir werden uns nach Kräften bemühen, Schlechtes mit Schlechtem zu vergelten. Früher meinte das übrigens in gleicher Währung herauszugeben; nicht selbstverständlich in Zeiten, in denen viele unterschiedliche Münzen kursierten.


Und wenn ihr eure Schulden bei uns  mit Heller und Pfennig  begleichen wollt, sind wir euch dar ob nicht gram; schließlich heißt das, wirklich nichts schuldig zu bleiben. Der Heller war eine relativ wertlose Kupfermünze und der Pfennig geht auf Karl den Großen zurück, der ihn als kleinste Münze einführte. Gut, wenn man seine Verbindlichkeiten sogar bis auf den letzten Cent begleicht. Weniger gut, wenn man zu hören bekommt  keinen Heller wert zu sein.
Quelle: http://www.saelde-und-ere.at/Hauptseite/Wissen/Wissen.html#Stadt03

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