Die Seide

Die Seide
Kostbar, exklusiv und von Legenden umrankt


Die Seide, kostbar und exklusiv, ist ein Stoff, der zum Träumen verleitet und von Legenden umrankt ist. Ihre zeitlose Schönheit lässt vergessen, wie lange sie schon am modischen Horizont eine führende Rolle einnimmt und betrachtet man den zarten Stoff, kann man sich kaum vorstellen, dass sich Reste davon über Jahrhunderte hinweg erhalten haben.
Vereinzelte Funde von Seidenstoff-Resten in China stammen beispielsweise aus der Bronzezeit im 16. bis 11. Jahrhundert vor Christus und besonders detaillierte Aufschlüsse über die frühe Textiltechnologie in China ließen sich 1972 gewinnen, als Archäologen ein Grab aus der Zeit zwischen 174 und 145 v. Chr. öffneten. Es enthielt hervorragend konservierte Textilien und Kleider – mit schwierigen Techniken erzeugte Stoffe, aufwändigste Dekorationen und Stickereien, Drucke und Farben boten ein überwältigendes Zeugnis früher Stoffkultur.

Verschiedene Legenden handeln von der Entdeckung des Seidenspinnens. Eine der beliebtesten schreibt diese Entdeckung der göttlichen Kaiserin Lei Zu (auch Xi Ling Shi genannt) zu, die Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. Seidenraupen beim Verpuppen beobachtet haben soll. Sie bemerkte, dass die wunderbaren Fäden, die um die Kokons gesponnen wurden, ein fantastisches Rohmaterial für einen Stoff ergeben könnten. Wie die ägyptische Isis und die griechische Athene mit einer Spindel in der Hand dargestellt werden, so hält auch Lei Zu auf Abbildungen immer eine Spindel in der Hand und wird als „Königin der Seidenraupen“ verehrt. Ihr war ein eigener Schrein im Kaiserpalast gewidmet, vor dem die Kaiserin an einem bestimmten Tag im Jahr bei einer eigenen Zeremonie diese „Königin der Seidenraupen“ anbetete. Der Schrein existierte bis zum Ende der letzten Kaiserdynastie der Mandschus von 1645 bis 1912 und in seiner Nähe befanden sich eine Seidenraupenzucht und eine Maulbeerbaumplantage.

Die Tradition der kaiserlichen Fürsorge um die Seidenraupen hat sich durch die Jahrhunderte fortgesetzt und es waren vor allem die Frauen, die sich um die Zucht und Pflege der Seidenraupen kümmerten und die kostbaren Fäden von den Kokons abhaspelten.

Wenn am Tor der Wind durch die Weiden streicht,
und im Bergbach die pfirsichblütenfarbene Flut rauscht,
dann gibt es im Dorf Wein und ein junges Lamm,
drinnen im Frauengemach badet man den Samen der Seidenraupen.
(aus dem ersten Arbeitslied des Gengzhitu)

„Raupen können warten, Kokons nicht.“ Ein chinesisches Sprichwort bringt die Mühe und die Arbeit auf den Punkt, den die Aufzucht von Seidenraupen früher bedeutete, wenn im Frühjahr das Seidenjahr begann. Die traditionelle Aufzucht von Seidenraupen war ein ausgefeiltes und hoch kompliziertes System zur idealen Betreuung dieser winzigen Arbeiter, denn jede Veränderung des Raumklimas, des Geruches, des Futters und weiterer Faktoren konnte die Qualität und Qualität der Seide beeinflussen. Eine Seidenraupe brauchte eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung und in den Stoßzeiten ihrer Entwicklung alle halbe Stunde frisches Futter – auch nachts. Und frisches Futter heißt Maulbeerblätter, die weder zu trocken noch zu feucht sein durften, denn das Futter hatte großen Einfluss auf die Qualität der Seide.
Die Beaufsichtigung der Seidenraupen hatten Frauen inne – nur Wöchnerinnen, junge Mütter und menstruierende Frauen waren von dieser bis zur völligen Erschöpfung gehenden Arbeit ausgeschlossen. Man befürchtete, dass der veränderte Körpergeruch die Raupen irritieren könnte oder aber den jungen Müttern die Gefahr einer Infektion mit Listerose (Papageienkrankheit) drohte. Es war keine Ausnahme, dass in der früheren Zeit der Seidenproduktion die Schmetterlingseier zur Sicherung der Brutwärme am Körper getragen wurden, beispielsweise unter den Achselhöhlen, oder man sie tagsüber ins noch schlafwarme Bett legte. Die Nähe der Frauen zu den Seidenraupen und ihre nahezu symbiotische Beziehung spiegelt sich in dem Begriff „can“, der sowohl Raupe bedeuten kann als auch Adoptivkind.

 

Kaum vergleichbar ist dieser frühere Aufwand und Arbeitskreislauf mit dem heutigen hoch technisierten Prozess der Seidenproduktion wie beispielsweise in Japan, wo in Seidenzuchtanstalten in einem nahezu klinischem Umfeld Seide produziert wird. Das grundlegendste Element der Raupenbetreuung, das Futter, ist heute nicht mehr das Maulbeerblatt, sondern eine synthetische Paste geworden. Die Qualität der Seide ist hervorragend, aber ihr ganz besonderer Mythos verliert doch etwas an Ausstrahlung.

Die Raupenbetreuung erforderte einen enormen Einsatz an Zeit und Mühe – und erbrachte einen stolzen Preis. Bis ins 5. Jahrhundert nach Christus hatte China das Geheimnis der Seidenraupen gehütet. Es besaß damit ein alleiniges Monopol auf diesen heiß begehrten Stoff, dessen Wert sogar dazu führte, dass er als Zahlungsmittel diente. Zwar waren auch an anderen Stellen Europas Seidenstoffe geschaffen worden, die aber an Feinheit nicht mit der chinesischen Seide mithalten konnten.

Verschiedene Legenden erzählen vom Verlust dieses streng gehüteten Geheimnisses. Die eine geht auf Geschichtsschreiber im Jahre 600 zurück. Sie schreibt den Verrat zwei Mönchen zu, die in ihren Wanderstöcken Seidenspinnereier und Maulbeersamen versteckt und darin nach Byzanz, in den Mittelmeerraum und damit nach Europa herausgeschmuggelt hätten. Nach dem 10. Jahrhundert wurde die Raupenzucht und Seidengewinnung dann auch in Europa heimisch, und zwar in Italien, Sizilien, Frankreich und Spanien.
Eine andere, frühere Legende berichtet von einer Prinzessin, die nach Khotan verheiratet wurde. Der Bräutigam riet ihr, Seidenspinnereier und Maulbeersamen mitzunehmen, wenn sie weiterhin seidene Kleidung tragen wolle, denn in seinem Land gäbe es diese nicht. Die Prinzessin versteckte der Legende nach die Eier und Samen in ihrer Frisur, die von den Wachen nicht kontrolliert wurde, und brachte so die Seide nach Khotan. Ob diese Geschichte stimmt, bleibt dahingestellt, aber die Seidenzucht ist in Khotan ab dem 4. Jahrhundert nachweisbar.

Als Wertgegenstand war die Seide ein begehrter Geschenk- und Handelsartikel und ein eigener Handelsweg wurde ihretwegen aufgebaut, die Seidenstraße. Sie führte von den chinesischen Städten Luoyang und Changan, dem heutigen Xian, bis ans Mittelmeer, zum dortigen Einschiffhafen Antiochia. Außer der chinesischen Seide wurden vor allem auch Gewürze, Glas, Edelsteine und andere Luxusartikel gehandelt.
Neben dem Warenverkehr ist die Bedeutung dieser Handelsroute für den Austausch von Ideen, Techniken und Nachrichten nicht zu unterschätzen. Zwar erlahmte die Intensität des Handelsverkehrs auf diese Strecke immer wieder im Wandel der Zeiten und politischen Verhältnisse, sie hat sich aber über Jahrhunderte hinweg gehalten.

 

Quelle: http://www.droemer-knaur.de/historische-romane/historisches/Die+Seide.7761575.html?skip=1

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