Nicht vom Geben
wird man arm,
sondern vom Behalten!
(afrikanische Weisheit)
Die Pepersack waren eine Familie, die durch den Fernhandel mit Stoffen ihr Vermögen aufgebaut haben.
Leinen und Wolle aus England und Flandern...Seide und luxuriöse verarbeitete Stoffe aus Italien und dem fernen Osten.
Darüberhinaus engagierte sich die Familie Pepersack auch vor Ort, durch Schafzucht,Wollhandel und das verarbeiten von Tuch.
Durch die Einkünfte mit dem Tuchhandel erwarb der Pepersack eine ganze Reihe von Grundstücken innerhalb der Stadt und im Umland.
In der Biographie und Familiengeschichte lässt sich nachvollziehen wo und wie die Familie Pepersack sich im 14.Jahrhundert engagiert hat.
Gehandelt wurde vor allem mit Stoffen und Wolle aus England, Italien, dem fernen Orient...und ebenso mit der Wolle aus hiesiger Produktion.
Es ist zwar nicht schriftlich belegt, zumindest liegen mir dazu noch keine Dokumente vor, das die Familie Pepersack auch wirklich mit Stoffen aus Italien und Seiden aus dem Orient gehandelt haben, aber durchaus denkbar und im Bereich des Möglichen ist es gewesen.
Hildesheim nahm im Mittelalter, aufgrund seiner Geostrategischen Lage am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsstrassen eine sehr günstige Lage ein.
Viele Stoffe aus den südlichen Ländern wie Spanien,Italien, die nordafrikanische Küste und dem Orient wurden lange Zeit über Antwerpen nach Europa eingeführt.
Es gab auch in Hildesheim eine "Antwerpen Connection", bekannte Hildesheimer Kaufleute hatten in Antwerpen ihre Kontore und haben dort Stoffe und andere Waren importiert und gehandelt.
Und der Name "Pepersack" läßt vermuten das auch der eine oder andere Sack an kostbarem Pfeffer und Gewürzen aus dem Orient seine Weg in das Kontor des Pepersack fand.
Von BICKERICH, WOLFRAM
Es war der erste Gemeinsame Markt in Europa. Die Händler kamen mit ihren Fuhrwerken aus Norditalien und Flandern, aus Köln und London - und alle hatten ein Ziel: die Champagne.
Im 13. Jahrhundert war in der französischen Grafschaft fast das ganze Jahr Jahrmarkt; erst in Lagny-sur-Marne und in Bar-sur-Aube, dann je zweimal in Provins und Troyes.
Sechsmal sechs Wochen trafen sich auf den Straßen und Plätzen die Kaufleute aus den Gegenden, die auch heute noch die Wirtschaftszentren der Europäischen Union sind.
Ausführliche Vorschriften regelten auch damals schon den Markt: Nach einer Wo-
che für den Aufbau der Stände durften 10 Tage Stoffe und Pelze verkauft werden, dann 11 Tage Lederzeug und 19 Tage alle anderen Waren.
Am Schluss blieben ein paar Tage für das Begleichen der Rechnungen reserviert.
Die Champagne-Messen, damals die wichtigsten in Europa, funktionierten fast wie ein Binnenmarkt.
Der Staat, das abgrenzende und alles verschlingende Wesen, war noch nicht so weit gediehen, dass er den Händlern Schwierigkeiten machen konnte. Steuern und Zölle waren noch erfreulich unterentwickelt, Grenzen kaum genau bekannt oder durchlässig.
Im Gegenteil, die Obrigkeit tat alles, um die Geschäfte zu erleichtern.
Der Graf nahm die Kaufleute, die auf die Märkte seiner Herrschaft reisten, unter sein Geleit.
Die "Coutumes", die Handelsbräuche, bestimmten gar: "Der Herr muss ihnen alle Waren ersetzen, die sie unterwegs einbüßen."
Das Messerecht galt fast überall in den Wirtschaftsgebieten, die durch diesen Gemeinsamen Markt verbunden waren.
Wer in der Champagne seine Schulden nicht bezahlt hatte, wurde daheim von den Gerichtsschöffen zur Rechenschaft gezogen - Messerecht brach sogar Landesrecht.
Vorausgesetzt, die Beweislage war ausreichend. Den Kollegen riet ein Genueser Kaufherr daher in seinem Handbuch: "Denke immer daran, alles, was du unternimmst, aufzuschreiben.
Schreibe es sofort auf, ehe du es vergisst."
Das 13. Jahrhundert war das goldene Zeitalter des freien Handels und die Kaufherren seine heimlichen Herren. Sie waren gebildeter als die meisten Zeitgenossen - sie konnten schreiben, rechnen und oft auch Latein. Sie waren weit gereist und welterfahren - und sie hatten bald etwas, was in der späteren Wirtschaftsgeschichte noch eine große Rolle spielen sollte: Kapital.
Was viel später Kapitalismus und Marktwirtschaft hieß, nahm hier in Europa seinen Anfang.
Die Fernhändler arbeiteten als Erste nicht mehr vorrangig für den eigenen Bedarf, sie versuchten sogar, bei anderen überhaupt erst das Bedürfnis nach Konsum zu erregen.
So entstand allmählich ein Wirtschaftssystem, das von Arbeitsteilung, Gewinnstreben und Investitionsbereitschaft gekennzeichnet und von Angebot und Nachfrage gesteuert war.
Die beiden einzigen uns namentlich bekannten Fernhändler der frühesten Zeit hatten schon reichlich von dem neuen Kapital aufgehäuft, um ihre Transaktionen vorzufinanzieren.
Der Kölner Gerhard Unmaze (1159 bis 1198) war aus der mittleren erzbischöflichen und lokalen Verwaltung hervorgegangen, als Untervogt, Zöllner, Schöffe und Amtmann in einer Person ein erstes Beispiel für den kölschen Klüngel. Unter dem Titel "Der gute Gerhard" hat der mittelhochdeutsche Dichter und Ritter Rudolf von Ems ein Hohes Lied auf Leben und Arbeit des vielseitigen Unternehmers gesungen.
Auch sein Zeitgenosse Hugo von Hildesheim stammte aus der städtischen Führungsschicht; der Handelsherr machte seine Geschäfte zwischen seiner Heimatstadt, Lübeck und Livland.
Diese Händler waren die Avantgarde ihrer Zeit. Das gemeine Volk reiste nicht, kannte nicht die Welt. Die Bauern hatten ihr Auskommen daheim. Bürger und Handwerker - das waren nachgeborene Söhne von Bauern ohne Land - zog es erst langsam in die wachsenden Städte. Die vielen Unfreien wurden noch wie Sklaven verkauft.
Man versorgte sich selbst, beschaffte beim Höker das Nötigste und beim Krämer den Kleinkram.
Nur an den wenigen Markttagen oder Kirchmessen ließ sich beim fahrenden Volk, wozu die Fernhändler gehörten, ein besonderer Stoff, ein Säckchen Pfeffer oder Muskat oder gar ein Winterpelz ergattern, meist per Tausch, denn Geld war ziemlich unbekannt.
Tuche wurden im Zuge eines allgemein steigenden Wohlstands der oberen Schichten in Europa in immer besserer Qualität nachgefragt; zusätzlich entwickelte sich - ausgehend von Frankreich - wechselnde Mode, die vor allem nach neuen Farben und Mustern verlangte. Zunächst waren Wolltuche üblich; später kamen dann Seide, Brokat, Samt hinzu.
Die Wolltuchherstellung war ein durchaus komplizierter Arbeitsprozeß mit vielen einzelnen Herstellungsschritten: die Rohwolle mußte geschlagen, gekämmt, gewaschen, gezupft, geölt und
gekrempelt werden, ehe sie gesponnen wurde. Das so hergestellte Garn wurde zu Rohtuch gewebt, dann genoppt, gewaschen und gewalkt, danach gespannt. Die nächsten Arbeitsgänge bis zum fertigen Tuch
waren das Rauhen, Tuchscheren, Färben, Stopfen, Pressen und Falten. Der ganze Herstellungsprozeß war durchaus zeitaufwendig, zumal viele verschiedene Handwerker daran beteiligt waren.
Dementsprechend dauerte es lange, bis das beim Kauf der Rohwolle eingesetzte Kapital durch den Verkauf des Produktes Erträge brachte - die Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals dauerte mindestens
mehrere Monate, konnte aber auch bis zu zwei Jahren in Anspruch nehmen. Kapital hatte sich in Oberitalien insbesondere durch die günstige Lage im Fernhandel mit dem Orient in besonderem Maße
angesammelt und wurde von den Kaufleuten früh in die Wollindustrie investiert.
Quelle