Pfeffersäcke mit Rückenwind...

Der Hildesheimer Pfeffersack ©2019
Der Hildesheimer Pfeffersack ©2019

Pfeffersäcke mit Rückenwind – Die Hanse "Alle Macht dem Kaufmann" – das war das einzige gültige Gesetz der Hansekaufleute. Der Städtebund rund um die Ostsee gilt als frühes Beispiel für Globalisierung. Das Kulturhistorische Museum Rostock zeigt, wie die Hanse das mittelalterliche Leben veränderte.

Die Hanse – ein Mythos, der in uns heute unterschiedliche Bilder wachruft. Hier die hartherzige Vereinigung profitsüchtiger Pfeffersäcke, die vermeintliche Helden wie Klaus Störtebeker jagen und töten ließen. Da der straff geführte Städtebund, effizient, bestens organisiert. Die Wahrheit lag woanders.

Jetzt zeigt uns das Kulturhistorische Museum Rostock die neue Ausstellung „Netzwerk Hanse – Handel, Handelswege und kultureller Austausch im Ostseeraum“. Sie führt uns hin zu einem Phänomen, das Errungenschaft war und auch Katalysator einer mittelalterlichen Europäisierung; eine Integration des „alten Europa“ rund um die Ostsee, die zunehmend verband statt trennte – wie ein Jahrtausend zuvor das Mittelmeer. Deren Bindungen, etwa zwischen den deutschen und den schwedischen Ostseestädten, den Dreißigjährigen Krieg überdauerten und bis heute Bestand haben.


Alle Macht den Kaufleuten

Die Hanse war ein Bündnis, das, „jedenfalls im modernen Verständnis, völlig unorganisiert blieb“, wie Uwe Ziegler, Autor des Buches „Die Hanse“, schreibt: „Es gab keine europäische Kommission, kein gewähltes Parlament, keine überregionalen Gesetze.“

Erst 1554, also fast 400 Jahre nach ihrem Entstehen und bereits kurz vor ihrem Aus, entstand überhaupt ein Mitgliederverzeichnis. Alle Leistungen der Mitglieder waren freiwillig, Umlagen – etwa heutigen Steuern vergleichbar – gab es nicht. „Ihr einziges Motto: Alle Macht den Fernkaufleuten, keine Macht den Landesfürsten, ihr Ziel: Handel treiben und Geschäfte machen“, schreibt Ziegler.

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Der Umbruch, der Mitteleuropa und die angrenzenden Gebiete im Osten und Norden erfasste, war gewaltig, seine Auswirkungen mit heutigen Umwälzungen – Globalisierung, Europäisierung – vergleichbar, die in unseren Tagen so viele Bedenken und Zukunftsängste auslösen. Das Wachstum der Bevölkerung – zwischen 1000 und 1300 stieg sie allein im Gebiet des späteren Deutschland von 3,5 auf 14,5 Millionen – war damals beispiellos und blieb es bis zur Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert.


Ein neuer Mensch entsteht: der Bürger

Die Stadt bekam eine völlig neue Funktion, wurde zum Zentrum von Gewerbe und Handel. Erste Maschinen kamen auf, von Wassermühlen getrieben. Auch die Welten draußen, hinter den Wehrmauern, gediehen, ihre Bevölkerung konnte durch eine Art agrarische Revolution, die Dreifelderwirtschaft, versorgt werden.

Regelrechtes Gründungsfieber ließ landauf, landab viele neue Marktsiedlungen entstehen. Der Fernhandel bewältigte immer größere Volumen auf immer weiteren Strecken. Tuche und Metallwaren gingen in die Ferne, nach Norden und nach Osten, zurück kam man beladen mit Pelzen, Teer und Holz, aber auch mit orientalischen Gewürzen und Seide.

Der Handel erlaubte Spezialisierung, erste Rationalisierungen. Ein neuer Mensch entstand: Der Bürger. Selbständig, selbstbewusst. Gilden, Wehrgemeinschaften schossen aus dem Boden, Selbstorganisation war der Zug der Zeit.


Keine Zölle, keine Abgaben

Es ist jene Epoche, die in den Chroniken heutiger Großstädte so oft als „erste urkundliche Erwähnung“ auftaucht. Die Städte avancierten durch wirtschaftliche Kraft zu einem Machtfaktor, mit dem die Landesherren bald nicht mehr mithalten konnten. Doch statt Chaos und Willkür folgte der Aufschwung, wirtschaftlich, kulturell, ja auch politisch.

Wenn die Hanse überhaupt einen Gründungszeitpunkt kennt, so verweisen Experten meist auf den großen Brand in Lübeck 1159, der zweite, nachdem Slawen den Ort gut 20 Jahre zuvor gebrandschatzt hatten. Herzog Heinrich der Löwe von Sachsen und Bayern war finanziell zu schwach, um den Wiederaufbau zu stemmen. Es war die hohe Zeit der Osterweiterung des Handels.

Kaufleute aus dem Rheinland und Westfalen hatten die Märkte im Baltikum, im neuerdings christlich missionierten Skandinavien, auch in Nordwestrussland entdeckt. Und schnell erkannt, welch idealer Brückenkopf der Standort an der Travemündung war. Sie finanzierten den Wiederaufbau Lübecks – und erhielten im Gegenzug vom Herzog Handelsprivilegien in Verbindung mit einem Stadtrecht, zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse: Freiheit von Zöllen und Abgaben in ganz Sachsen.


Die Hanse führte selbst Kriege

Bald schon bekam die Stadt der Kaufleute von Kaiser Friedrich Barbarossa die Reichsfreiheit, sie unterstanden unmittelbar und ausschließlich dem Kaiser. Und: Sie durfte ihr Stadtrecht samt Privilegien fortpflanzen.

Es wurde „der wertvollste lübische Ausfuhrartikel überhaupt, weil er Rechtssicherheit schuf“, schreibt Ziegler: Nahezu alle neu gegründeten Städte östlich der Elbe übernahmen dieses Recht oder das von ihm abgeleitete Magdeburgische Recht. Sie alle gehörten zur Hanse, aber auch andere Städte, in denen Hanse-Kaufleute ihre Kontore gründeten, und in denen sie Privilegien durchsetzten. Durch schiere Ansiedlung, durch finanziellen Einfluss, aber auch schon mal durch Boykott eines Hafens oder Landes.

Auch Kriege vermochten sie siegreich zu führen, etwa gegen Dänemark um die Handelsherrschaft im Ostseeraum. Dadurch, aber auch mit ihrer Förderung des Deutschen Ritterordens im Osten spielten die Fernkaufleute in der Außenpolitik mit.


"Hanseatisch" wurde Handelssprache

Und in der Innenpolitik, indem sie starke Mannschaften in den Stadträten stellten. Natürlich ließ Thomas Mann noch im 19. Jahrhundert seinen hanseatischen Kaufmann Buddenbrook Senator werden.

Handelshemmnisse, darunter viele Steuern und Zölle, aber auch drakonische Bestimmungen, die heute mehr als bizarr anmuten, wurden von den Hanse-Händlern beiseite gefegt: Etwa das „Grundruhrrecht“, nach dem einst alles den Anliegern oder Grundbesitzern gehörte, was den Boden berührte – ein Achsenbruch, und die gesamte Fracht war verloren. Oder das Strandrecht, das bei Schiffbruch nicht nur die gesamte Ladung samt Segler ins Eigentum der Küstenbewohner überführte, sondern oft auch die Besatzung in die Sklaverei.

Nicht nur ein bedeutendes Wirtschaftswachstum im Hanseraum war die Folge, auch die Mobilität stieg. Schweden wurde begehrtes Einwanderungsland der Deutschen, die Kapital, Unternehmergeist und technische Erfahrung mitbrachten. Die mittelniederdeutsche Sprache der Hanse, eine Lingua franca des Mittelalters, beeinflusste die Entwicklung der skandinavischen Sprachen spürbar.


Stadtluft riecht nach Freiheit

Während der Hansezeit wurde die norddeutsche Backsteingotik zum kulturellen Allgemeingut bis ins Baltikum. Die Handelsleute exportierten nicht nur ihre Kaufmannsmoral. Kultureller Austausch brach sich automatisch Bahn beim Warenverkehr, Fahrgemeinschaften übers Meer von deutschen Händlern mit ihren Kollegen etwa aus Gotland waren an der Tagesordnung.

Hanseatisches Mäzenatentum ging rund ums „mare balticum“, vornehmlich beim Bau von Kirchen und ihrer Innenausstattung bis hin zu großartigen Chorfenstern – bisweilen auch zum eigenen Frommen. Dienten hohe Glockentürme in Küstennähe doch auch immer als Landmarke für die Seefahrt.

 

Es war die Zeit, da die Städte endgültig zum Zentrum des Geschehens avancierten. Und zum Ort der Befreiung. Wie lautete doch gleich die Losung, die damals aufkam? „Stadtluft macht frei.“

 

Quelle:http://www.welt.de/kultur/article1138857/Pfeffersaecke_mit_Rueckenwind_Die_Hanse.html

Zu Beginn seiner berühmten Practica della Mercatura gibt Francesco Pegolotti die Verse von Dino Compagni wider:

 

Der Kaufmann, der Ansehen genießen will,

muß immer gerecht handeln,

große Weitsichtigkeit besitzen

und immer seine Versprechen einhalten.

Wenn möglich, soll er liebenswürdig aussehen,

wie es dem ehrenwerten Beruf, den er gewählt hat, entspricht

aufrichtig beim Verkauf, aufmerksam beim Kauf sein,

er soll sich herzlich bedanken und von Klagen Abstand halten.

Sein Ansehen wird noch größer sein, wenn er die Kirche besucht,

aus Liebe zu Gott spendet, ohne zu feilschen

seine Geschäfte abschließt und sich strikt weigert

Wucher zu betreiben.Schließlich soll er vernünftig

seine Konten führen und keine Fehler begehen.

(<<Amen>>, fügt Pegolotti hinzu.)

Practica della mercatura
The Florentine merchant Francesco Balducci Pegolotti compiled his Libro di divisamenti di paesi e di misuri di mercatanzie e daltre cose bisognevoli di sapere a mercatanti between 1335 and 1343, probably within the period 1339 to 1340. The work is commonly known as the Pratica della mercatura, the name given to it when it was first printed in 1766.
practica della mercatura.pdf
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Terra X: Vorstoß der deutschen Hanse

Als sich norddeutsche Kaufleute im frühen Mittelalter zusammenschlossen, schufen sie eines der erfolgreichsten Wirtschaftsbündnisse: die Hanse. Ihr Ziel war gewinnbringender Fernhandel.

 

Der Beitrag online: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/931482/Terra-X-Vorstoss-der-Deutschen-Hanse#/beitrag/video/931482/Terra-X-Vorstoss-der-Deutschen-Hanse

 

Terra X:Die deutsche Hanse- eine heimliche Supermacht

Die Deutsche Hanse - Eine heimliche Supermacht (1/2)

 

Sie waren "Global Player" des Mittelalters: Deutsche Kaufleute und Abenteurer, die mit großem Geschäftssinn und Pioniergeist ein gigantisches Handelsnetzwerk gründeten, das von Island über England und Flandern bis nach Russland reichte. Die zweiteilige "Terra X"-Dokumentation "Die Deutsche Hanse - Eine heimliche Supermacht" erzählt vom Aufstieg eines weitgehend unbekannten und unterschätzten Wirtschaftsimperiums, das Europa prägte und in der europäischen Geschichte einzigartig ist.

 

Die Hanse - ein Bund ohne Regierung und ohne festes Territorium, aber dennoch ein Imperium. Über die Westsee, wie die Nordsee damals hieß, und über die Ostsee transportierten die Kaufleute der Hanse in dickbäuchigen Koggen gewinnbringend Luxusgüter und Massenwaren: wertvolle Pelze aus Nowgorod, Stockfisch aus Bergen, Salz aus Lüneburg und Lissabon, feinste Tuche aus Flandern, Spezereien aus dem Orient.

 

Entlang der Küste entstanden Städte wie Rostock, Wismar, Stralsund. Lübeck wurde zum Haupt des Handelsbundes. Die Geschäftsbeziehungen der Hanse reichten über die Grenzen Europas hinaus und ließen die Welt ein Stückchen zusammenwachsen - zumindest auf dem Warentisch. Die Hanse trug nicht nur zur Europäisierung bei, sondern war auch ein erster Schritt der Globalisierung.

 

Mit ihrer kompromisslosen Jagd nach Profit und ihrem Credo "Alle Macht dem Kaufmann" setzte das immer größer werdende Netz der Hanse-Händler Prozesse in Gang, die fast revolutionär anmuten. In der Welt der Hanse war erstmals nicht die Abstammung entscheidend, sondern Schnelligkeit und unternehmerisches Geschick. In den prosperierenden Städten übernahm jemand neues die Führung: der Bürger, selbstständig und selbstbewusst. So selbstbewusst, dass er auch Königen die Stirn bot.

 

Der erste Teil der "Terra X"-Dokumentation "Die Deutsche Hanse - Eine heimliche Supermacht" erzählt die dramatische Geschichte des Kaufmanns Johann Wittenborg, der als Bürgermeister von Lübeck mit einer Kriegsflotte gegen den König der Dänen segelt. Es kommt zu einem Showdown zwischen Bürger und König. In einem Zusammenspiel von Dokumentation, Reenactment und CGI verfolgt "Die Deutsche Hanse - Eine heimliche Supermacht" die steile Karriere des bedeutenden Handelsbundes des Mittelalters.

 

Für den ZDF-Zweiteiler begleitet das "Terra X"-Team in Lübeck die bislang größte archäologische Grabung zur Hanse. Renommierte Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen geben den neuesten Stand zu einem einzigartigen Phänomen des Mittelalters wieder, das seiner Zeit in vielen Bereichen weit voraus war und damit die Grundlagen für unser heutiges Europa bereitete.

Film von Gisela Graichen und Peter Prestel

Teil 2 wird am Sonntag, 8. Mai 2011, 19:30 Uhr, ausgestrahlt. 

Karte der Handelswege und Beziehungen im Mittelalter

Impressionen aus dem mittelalterlichen Hildesheim

Mit den Waffen der Hanse - Ratsherren im Kampf

Stralsund zur Zeit der Hanse – eine einflussreiche Ostseestadt, deren Bürger durch den Fernhandel reich werden und wesentlich zum Gedeihen der Hanse, des mächtigsten Städtebunds des Mittelalters beitragen. Gleichzeitig eine Stadt, die - wie viele andere Städte jener Zeit - von inneren Unruhen und Aufständen gebeutelt wird, bei denen die Bürger gegen den Machtmissbrauch der herrschenden Oberschicht rebellieren.

 Die zentrale Geschichte ist der Machtkampf zwischen der alteingesessenen Patrizierfamilie der Wulflams und dem Aufsteiger Karsten Sarnow. Sarnow und seine Anhänger scheitern bei ihrem Versuch, eine liberalere Stadtverfassung einzuführen. Doch der Geist der Rebellion ist geweckt und läßt sich in den folgenden Jahrhunderten nie mehr zum Verstummen bringen.

 

Die bewegten Jahrzehnte rund um den Stralsunder Frieden von 1370 stehen im Mittelpunkt dieser Doku-Fiction
http://www.onlinefilm.org/-/film/27905

 

 

Wappen der Familie Pepersack
Wappen der Familie Pepersack
Siegelmarke
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Der Mittelalter-Rechner:

IG Hildesheimer Gemeinheit

Mittelalter- Tanzgruppe

Nächster Termin 24.02 öffentliches Training
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Historische Kostümführungen durch Hildesheim

(Nur auf Anfrage)

Der Pepersack ist beim "Kulturium" zu finden!!

Kultur in der Region Hildesheim
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Der neue Städtebund:"Die Hanse"

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